Pügner und der Stülpner Carl

Über die Grenzen des Erzgebirges hinaus bekannt sind die Episoden des Wildschützen Carl Stülpner. Bei seinem kühnsten Streich, der „Belagerung der Burg Scharfenstein“ spielt auch ein Namensträger Pügner eine Rolle. Als Wildschütz und Deserteur war Stülpner öffentlich für vogelfrei erklärt worden. Sein ärgster Feind, der Gerichtsdirektor Günther in Thum wollte zum Schlag gegen Stülpner ausholen und befahl ein Militärkommando und sämtliche Forstbedienstete der Umgebung für einen bestimmten Abend nach Scharfenstein. Unter Ihnen auch der Oberförster Christian Friedrich Pügner aus Geyer. Doch Stülpner kann flüchten. Der enttäuschte Gerichtsdirektor lässt seine Wut an Stülpners Mutter und ihrem Häuschen aus. Er zerrt die alte Frau aus dem Bett und verwüstet das Haus. Als Stülpner davon erfährt, steht er mit scharfgeladener Büchse vor dem Schloßtor und wartet. Zuerst wollen einige Gerichtsdiener das Schloß verlassen. Sie haben die beschlagnahmten Sachen Stülpners bei sich. Auf seinen Befehl hin legen sie die mit Munition gefüllte Jagdtasche, den Hirschfänger und die Jacke nieder, ängstlich nach der auf sie gerichteten Gewehrmündung schielend, dann eilen sie ins Schloß zurück, um Bericht zu erstatten. Stülpner nimmt in aller Ruhe seine Sachen an sich und wartet weiter. Endlich öffnet sich das Schloßtor, und der Gerichtsdirektor, der Offizier und die Förster kommen herausgeritten. Wieder hebt Stülpner   die Büchse. Die Herren ziehen unschlüssig die Zügel an, halten - und kehren um. Jäh krachen zwei Schüsse. Der Braune des Oberförsters Pügner aus Geyer knickt mit den Hinterbeinen ein, ins Hinterteil getroffen. Stülpner lädt seine Büchse wieder. Als vom Dorf her die Truppe anrückt, dröhnt es ihr entgegen: „Hat einer Lust, auf mich zu feuern, so tu er‘s in drei Teufels Namen! Mich schießt keiner  tot!“ (Stülpner hielt die Leute in dem Glauben, daß er kugelfest sei, und glaubte es wohl auch selbst.) Den ganzen Tag über hielt der eine Mann die zahlreiche und wohlbewaffnete Besatzung in Schach. Nicht einmal einen Ausfall wagte sie. Zwei Tage danach trug Stülpner einem Mann aus Geyer auf, dem Oberförster Pügner auszurichten, er solle nicht etwa glauben, der Schuß, der sein Pferd traf, habe ihm gegolten. Der Herr Oberförster möge sich künftig etwas weniger um ihn kümmern, sonst könnte er es an sich selbst erleben, daß der Stülpner nie einen Fehlschuß tue. Die Geschichte von Stülpners Belagerung der Burg Scharfenstein mutet fast unglaublich an, doch wurde sie einst von vielen Augenzeugen bestätigt.